470km

abhängigkeit(en)

schon wieder ein andauerndes geräusch an noch nicht identifizierter stelle? wer sich regelmäßig aufs rad schwingt ist mit dem eigenleben seines gefährtes vertraut. und oft genug ist man ra(t/d)los oder traut sich die reparatur, auch wenn man das problem identifiziert hat, nicht zu. da muss man wohl in die radwerkstatt? doch vorsicht, gerade hier begibt man sich leicht in selbst verschuldete unmündigkeit. der service fahrradreparatur ist eine teure dienstleistung mit oft teuren teilen und dazu meist instransparenter beratung. doch anstatt das geld auf den freien (nicht befreienden) markt zu tragen, kann man alternativ auch mit jedem neuen problem sich neues wissen um die eigene maschine aneignen und die strukturen der gegenseitigen unterstützung stärken. also: selbsthilfewerkstatt oder gemeinsame bastelgruppe. und keine furcht davor, andere zu ›nerven‹. umso mehr wir uns solidarisch gegenseitig in anspruch nehmen, desto stärker leisten wir widerstand gegen eine welt die will, dass alles von der kaufkraft abhängt.

geld

fahrradfahren ist schon etwas aristokratisch. ein pferd zu unterhalten kostet geld und zeit, das muss man sich erlauben können. deswegen erfreut sich der vergleich vom roß mit dem rad auch so großer beliebtheit. aber heißt das, dass wir uns wie ein jockey verkleiden müssen und ein aristokratisches gebaren annehmen müssen? da gibt es eine ganze industrie, die uns das glauben lassen will. da hilft nur widerstand und deswegen zählen wir den don quoijote zu den unseren. wir können uns auf unseren alten klappergaul sehr wohl einbilden, dass wir die vorzüglichsten ritter und kämpferinnen des großraums leipzig sind! und so werden wir denen mal zeigen, dass der traum vom leistungssport und pferdehalten ein großes phantasie- und wunschgebilde ist, mit dem wir unser spaß treiben. fahrradhose für 160 euro? radcomputer für 300? rad für 5000? das ist der eigentliche wahnsinn. deswegen nehmen wir den gaul, der schon in der scheune steht und die hosen, die schon da sind und behaupten stolz, dass sie das beste in der welt sind (was sie auch sind!)!

wieder nur typen?

ein einfaches experiment: beim radeln zählen, wie viele andere sportradler*innen einem entgegen kommen. und dann wird man feststellen, dass man etwa 80 prozent typen begegnet. schon seltsam oder? nun kann man mit den schultern zucken und sich sagen ›anscheinend haben die typen ü30 mehr lust auf fahrradfahren als andere‹. doch wir wollen dabei nicht stehen bleiben. die ursachen mögen komplex sein und dennoch kann man sich gemeinsam auf die spurensuche begeben. inwiefern schließt unsere praxis andere aus, ohne, dass wir das bewusst mitbekommen? bestimmt vielleicht eine gewisse vorstellung von männlichkeit unser radinteresse? schwerwiegende fragen, deren beantwortung uns jedoch weitreichende fortschritte verspricht: befreien wir unser begehren und machen wir uns(ere radpraxis) für alle begehrenswert!

höchstleistungen

da gibt es den leistungssport, bei dem die besten mit den besten geräten gegeneinander antreten. und der weitreichende schatten dieser glänzenden und weithin sichtbaren seule ist der amateursport. diese moderne (oder doch noch sehr antike?) variante des höhlengleichnisses von platon ist weitverbreitet. doch langsam wird das langweilig. nein, wir wollen keine defizitären leistungssportler*innen sein. wir haben auch keine lust denen, die da von oben kommen und uns erzählen, dass der leistungssport die einzige wahrheit ist, zu glauben. ja, es bleibt schwer, beim radfahren den zahlen zu widerstehen. doch gemeinsam werden wir daran arbeiten, dass es licht wird in der höhle des amateursports. und zwar ein licht, dass nicht von oben kommt. was es da, jenseits dessen, was man auf bezahlpflichtigen sportsendern zu sehen bekommt, alles zu sehen geben wird!